Siberian Huskies of Kahnawake Schlittenhunde aus dem grünen Herzen Deutschlands
Schlittenhunde aus dem grünen Herzen Deutschlands

Als das Rudel Zuwachs bekam, revisited

Nach zwei Wochen Welpenchaos müssen für das Welpentagebuch erste Mails überarbeitet werden. Iris wurde alle Details im Detail informiert, daher ist dieser Post etwas lang. Fußnoten sind eine mir lieb gewordene Gewohnheit, die ich nicht aufgeben mag. Der geneigte Leser möge Nachsicht mit mir üben.

[…] Momentan ist bei uns im Viertel alles noch mega spannend, so dass die Geschäfte in der Regel verrichtet werden, wenn er wieder in der Wohnung ist. Ein paar Pfützen landeten allerdings schon im Garten, auch eine Wurst fand ihren Weg in die freie Wildbahn. Wir gehen immer wieder dieselben Wege, damit er sich daran gewöhnt und sie auch nutzt, wie alle anderen Hunde hier in der Umgebung.[1] Kima hat schnell die Positionen im Team etabliert. Sie läuft vorne, der Welpe bleibt hinter ihr und neben mir. Sobald er auf Schulterhöhe ist, gibt es ein „Obacht, gleich kommt gelb“, d.h. sie zieht ein Millimeterchen die Lefze hoch und brummelt.[2] Aber sie geht langsam, wartet auf ihn und ist immer willens, ihm neue Gebiete zu zeigen.[3]

In der Bude  pieselte er nach der Ankunft nicht auf seine Matte, sondern mitten in die Küche, eine lange Straße lang (ob das sein Name werden sollte?), latschte durch die Pfützen und ging auf erstmal gepflegt Entdeckungsreise. Ich habe hektisch versucht, ihn einzufangen, die Pfoten sauber zu machen, gleichzeitig das Wischwasser einlaufen zu lassen und … dann dämmerte es mir, dass Fayes „Please can I have some more“ neben der leeren Bodenwischflasche bedeutet, dass wir kein Putzmittel mehr im Haus haben.[4] Ich seufzte entnervt, der Althund schaute besorgt. Bubbles bekämpfte derweil mutig das eine Holzbein vom Sessel. Während ich Reinigungsmittel improvisierte, Bubbles von seiner Pfütze fernhielt und in der Küche saubermachte, strangulierte sich der Welpe erfolgreich am Kabel für den Playstationcontroller. Hinter mir quiekte es. Ich befreite Bubbles. Ich wischte die Küche fertig. Ich stellte den Putzeimer weg. Ich holte mir Kaffee und brach zusammen. Da der Frieden nicht lange währte, beförderte ich die Bande in den Garten.

Gartenepisode I. Kima saß auf ihrer Bank im hinteren Ende des Gartens und beäugte den Welpen kritisch. Nicht viel passierte, außer, dass Bubbles dem blöden Gartenzwerg seine Meinung sagte und ein paar verstreute Hagebutten fressen wollte.

Gartenepisode II. The Whelpling strikes back. Unter und neben Kimas Bank wächst Efeu. Bubbles verwickelte sich mit Wonne darin und lockte das Kimchen, ihm nachzukommen. Und tatsächlich quetschte sie sich auch in die Ecke und fing rumkugelnd mit Schnauzenspielen an. Der große Husky wechselt die Spiele üblicherweise sehr schnell und in der Regel bekommen ihre Spielpartner unsanft eins auf den Deckel, wenn sie nicht spielen, wie Madame sich das zurecht legt. Wir nennen sie Rambo. Kampfsau (hallo Judith!). Arschlochhund. Sie fing bald an, Schnauzenspiele vorzuschlagen. Leider war Bubbles weiter im Efeu verheddert und konnte nicht mitmachen. Anstatt wie üblich ihrem Frust Luft zu machen, holte sie den Welpen da ab, wo er feststeckte, sozusagen. Es gibt für dieses Sozialverhalten kein Ausrufezeichen, das der Denkwürdigkeit dieses Anblicks gerecht würde! Vor meinen Augen vollzog sich eine Wandlung von Kampfsaulus zu Sozialpädapaulus! Wenn der heilige Geist an diesem ersten Tag des Welpens bei uns in weichgespülter Laune war, dann ist er mit Sicherheit in den Althund gefahren. (Franz, ruf uns an!)

King of the Castle ist leider noch zu kompliziert für den Welpen.[5] Der wusste nicht, warum sie da oben saß, fiepte und mit der Pfote nach ihm tatschte. Das Irrenhaus eine Etage höher hat ihm allerdings den nötigen Motivationsschub gebracht, um sich aus dem Efeu zu befreien. Er machte sich auf, den Kampf mit dem Gartenzwerg fortzusetzen und ließ die seltsame Hündin auf ihrer Bank sitzen. Sie war selbstredend noch nicht ausgespielt und lockte ihn dann zu ihrem „Loch nach China“. Im Sommer, wenn die Gebüsche groß sind, fiel es ja nicht so auf, woran sie da die ganze Zeit gearbeitet hatte. Das Loch ist aktuell groß genug, dass ein Welpe reinfallen kann. Das weiß ich so genau, weil wir es praktisch getestet haben.

Im Warmen habe ich meine hehren Kochpläne langsam aber sicher ad acta gelegt[6]. In der Bude hatte ich gerade mal genug Muße, um die Suppe anzusetzen und aus den drei Quitten meiner Oma ein Kompott zu machen. Ansonsten war ich mit Hüten, Wischen oder erschöpft im Sessel sitzen beschäftigt. Meine Freundin kam abends zum Filmschauen und war so nett, uns beim Gassi auszuhelfen. Sie lief mit dem Althund vor, Bubbles und ich folgten auf dem Fuße. Und wieder war draußen alles so enorm spannend, dass der Haufen direkt folgte, nachdem wir oben waren. Knapp neben das Training Pad. Ich war wirklich viel mit Wischen beschäftigt.

Nicht immer lag es an Ausscheidungen, nein, nein. Bubbles hat einen Feind ausgemacht in seinem neuen Heim. Wir wussten das bisher nicht, aber der Wassernapf ist ein Dimensionsportal in die Spiegeldimension. Von dort beobachtet ein brauner Husky den armen Bubbles argwöhnisch, wahrscheinlich führt er Böses im Schilde. Bubbles ist natürlich ein mutiger, gescheiter Welpe und rückt dem Widersacher mit seinen Pfoten zu Leibe. Sein momentaner Plan ist es, alles Wasser aus dem Napf zu buddeln, damit … das Portal sich öffnet und er unsere Welt von dem Eindringling bewahren kann. Irgendwie so, er ist ja sprachlich noch nicht ganz klar. Ich nehme an, das hat er sich von Iron Man abgeschaut, als er in Avengers I die Nuklearrakte gegen die Aliens in das Portal über New York umlenkt, um die Bevölkerung vor dem Atomschlag zu schützen. Leider ist auch der Plastiknapf im Schlafzimmer betroffen. Bubbles kämpfte engagiert an allen Fronten. Ich meine, Superheldenfilme sind sehr nützlich, man lernt viel für das Leben, aber diese Vorgehensweise führt für mich zu zusätzlichen Wischaufgaben[7].

Mit dem Welpen ist noch alles ganz neu, aber leichter als befürchtet. Der Althund fordert aktiv ein geregeltes Vorgehen ein und zeigt sich entspannt und zufrieden, wenn die Menschen den Welpen in seine Schranken verweisen[8]. Füttern ist für unsere Verhältnisse unproblematisch (toitoitoi, ich will das nicht beschreien![9]). Als sie beim Zubettgehen langsam spitz kriegte, dass der nicht wie letzte Woche wieder geht, war sie etwas gestresst, konnte sich aber schnell wieder beruhigen. Es gab wie gewohnt einen Kauknochen als Betthupferl für den Althund und Bubbles bekam den letzten verbliebenen Euterstreifen. Schlafen wollte Bubbles partout nicht in seinem Körbchen, das ich ans Gästebett gestellt habe. Nachdem er das Zimmer noch für die Nacht gesichert hatte (= zwei Näpfe voll Wasser im Schlafzimmer verteilt und pitschenass mein Kopfkissen untersucht. Verdammt seist du, Spiegelhusky!!) , schlief er rund um den Napf gewickelt, um erste Invasionsversuche frühzeitig zu bemerken. Morgens um vier klingelte mein Wecker zum Welpenlüften, aber ich war nicht schnell genug. Die Pfütze verfehlte das Training Pad nur um Meter. Wir haben dann noch ein bisschen Kontakt gelegen und standen vor sechs auf, wonach der Welpe zum Gassi erst pieselte und dann einen schönen, stolzen Haufen in den Park machte. Netterweise direkt neben den Mülleimer!

[1] Zwei Wochen später hat er sich bereits eigene Claims im Wurstland erobert: Einige Gebüsche werden von ihm regelmäßig aufgesucht, in der Bude wird nur im Spiel noch ab und zu ein  Pfützchen hinterlassen. Das dann aber zielsicher in einem der Körbchen oder auf einem Hundekissen. Unsere Hundekissen sind jetzt sehr, sehr sauber.

[2] Die Folge draußen wird von ihm nur selten in Frage gestellt, allerdings zeigen sich jetzt immer häufiger Versuche, vor ihr ins Haus oder den Garten zu stürmen. Der Welpe wird frecher.

[3] Wie den Mühlbach, das Flussufer oder das Gebüsch, wo die Jugendlichen immer hinpinkeln, wenn sie nachts auf dem Spielplatz „heimlich“ Tüten rauchen.

[4] Faye ist unsere gute Seele, die uns durch wöchentliche Besuche davon abhält, im Müll unterzugehen. Offiziell läuft sie unter der Bezeichnung Putzfrau, aber tatsächlich ist sie in unserem Haus die treibende zivilisatorische Kraft.

[5] Uuund das hat sich nur teilweise gelegt. Ja, er spielt jetzt King of the Castle, aber mit dem Bubbles eigenen Twist: Wenn er den Ansturm nicht mehr aufhalten kann, springt er ihr kurzerhand auf den Kopf. In Verteidigungstaktiken wird er demnächst nachsitzen müssen.

[6] Und was hatte ich für Pläne! Nach all der Hektik vor dem Einzug und dem entsprechend ganzheitlosem Essen freute ich mich sehr auf Gemüse, Gemüse, Bohnen, frische Kräuter, Gemüse, Obst. In der ersten Woche hielten die Reste vom Sonntag gottseidank bis Mittwoch. Dann machte ich einen Tag Griesbrei, Waffeln am nächsten. Einmal habe ich es geschafft, Kartoffeln ins Rohr zu schieben, die dann an Mayonnaiseresten aus der hintersten Ecke und Chili serviert wurden. Die zweite Woche ging im Prinzip ähnlich weiter, nur dass ich die Zeit fand, einen großen Pott Chili aus meinem gekauften, schon leicht welkem Gemüse zu machen. War lecker, reichte bis gestern.

[7] Nach zwei Wochen kann ich zur Beruhigung der Bevölkerung verkünden, dass der Spiegelhusky keine Gefahr mehr darstellt. Wie mit allen Narzissten erwies  sich eine Strategie aus Ignorieren und kalt abperlen lassen als beste Waffe gegen den Widersacher.

[8] Dieser Standpunkt des Althundes hat sich nach zwei Wochen als flexibel herausgestellt. Ich will nicht das Wort „alternative Fakten“ nicht in den Mund nehmen, aber sagen wir, das ist das Spektrum, auf dem wir uns befinden. Privilegien, die nur sie hat, teilt sie nur zu gerne mit dem Welpen, insbesondere, wenn es im Spiel passiert. Zu anderen Zeiten kann das wieder ganz anders aussehen. Das entscheidet sie in der Regel spontan.

[9] Ahaa! Magisches Denken belegt! Das auf Holz klopfen hat funktioniert, es ist immer noch alles kontrolliert, wenn auch nicht leise beim Füttern. Bubbles hat eine sehr innige Beziehung zu seinem Futter, vielleicht sogar inniger als zum Althund.

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