Was sehen Welpen auf Bildern niedlich aus! Das Menschengehirn ist ein hervorragender Vervollständiger, insofern wird dem visuellen Reiz allerlei haptische Information darüber zugewiesen, wie perwollweich-flauschig-plüschig das kleine Bündel ist. Welpen dufteten auch nach Milch und Honig in Frauchens Kopf… Jaja, so ist das mit der Fantasie und der Realität. Die trifft einen meistens recht hart und unerwartet.
Der Rülpe stank nach Salami (die billige Sorte) und fühlte sich an, wie ein abgegriffener Jahrmarktsteddy. Das Frauchen hatte so einen mal am Schießstand gewonnen, er war eine höchst wertvolle Erinnerung an das eine Mal in ihrem Leben, dass sie was getroffen hatte. Made in China. Als der Rülpe noch ganz klein war, traf das Fell an den Ohrenspitzen auch so schief zusammen, dass es aussah wie eine Naht. Was machten sich die Menschen lustig, dass die Kahnawakefabrik wieder den Praktikanten an die Nähmaschine gelassen hatte…1
Die Naht verwuchs sich und das weiche Deckhaar machte das Babyfell um einiges flauschiger. Dazu hat er fast nichts von der Unterwolle verloren, sondern ständig neue Lagen produziert. Der Pelz wurde immer dichter und seidiger. Und wie der Welpe größer und kräftiger wurde, kamen Muskeln unter das Fell, die den Hund endlich so knuddelig machten, wie das Frauchen sich das vorgestellt hatte. Er ist heute genau 330 Tage alt und perfekt perwollweich-flauschig-plüschig. Zwar wiegt er 27kg, was das gemeinsame Knuddeln auf dem Sofa etwas unbequem macht, aber die Realität wurde trotz allem von der Fantasie eingeholt. Unfassbar! Er ist ein lebendiger Teddybär geworden! Von der teuren Sorte, Made in Germany! Leider geht seit vorgestern der erste große Fellwechsel los. Der Traum hat nicht lange gehalten.