Ugh. Herrgott, ist der Welpe heute anstrengend! Gerade kocht wieder eine prophylaktische Morosuppe auf dem Herd, denn oh wunder, der Welpe hat Aas gefunden. Olivgrün-stinkiges Aas. Mit dunkleren Brocken. Die das Frauchen überall aus dem Welpenfell gepult hat. Und vom Halsband. Eigentlich sollte der Welpe mit dem Schäferhund Otto spielen, aber nachdem Bubs direkt nach dem Ableinen ins Gebüsch abgehauen war, verstand Otto die Welt nicht mehr und entwickelte schlimme Minderwertigkeitskomplexe. Lieber Otto, so geht es uns allen. Der eklig-süße Geruch hängt an jedem von Frauchens Nasenhaaren, obwohl sie den Welpen energisch geschrubbt hat. Sie tut sich schrecklich leid, Schokolade ist auch keine da.
Tja, wo Licht ist, ist auch Schatten. Kein niedliches Beinchenheben ohne Rambazamba-Allüre in verrottetem Wildschweindarm. Konzentrieren wir uns auf die schönen Seiten des Großwerdens, das Pinkeln auf drei Beinen. Der Welpe mag zwar noch nach Milchbubi riechen,* aber er testet schon langsam die Pose eines imposanten Rüden. Es wird immer klarer, dass die schlaflosen Nächte der letzten Woche Ausdruck umfassender Neuverschaltungen im Welpenhirn waren.
Auch dem Althund entgehen die Veränderungen nicht, immerhin schnuppert die Rüdin nun mit ernster Miene an seinen Pfützen. Diese sind seit einigen Tagen zahlreicher und kleiner geworden, manchmal nur tropfengroß, der Welpe stellt sich nicht mehr in den erstbesten Busch und lässt laufen, sondern schnüffelt aufmerksam und wartet auf eine passende Stelle. Der Hintern hängt nicht mehr so tief, die Knie sind durchgedrückt und immer öfter hebt er testweise kurz ein Beinchen. Dabei legt er schüchtern die Ohren in Kein-Ohr-Hund-Haltung,** denn so ganz geheuer ist ihm das neue Pinkeln noch nicht. Wahrscheinlich verunsichern ihn das Halten des Gleichgewichts, die Beobachtung des Althundes und das entzückte Quieken vom Frauchen gleichermaßen. Natürlich hat er im Althund einen Markierexperten an der Hand, die Lernkurve dürfte sehr steil sein. Zumindest, was die soziale Komponente angeht, wird sie ihm ein weiser Meister sein.***
*Also, heute bis 15.30Uhr und dann wieder ab 21.00Uhr, dazwischen roch er nach verrottetem Wildschweindarm.
** Bekannt und populär gemacht durch berühmte Kein-Ohr-Hunde wie Onkel Sisko und Mutti Kira.
*** „Markier überall drüber, scharre wie blöd und spuck drauf! Keinen Millimeter nachgeben, du darfst nicht den kleinsten Zweifel aufkommen lassen, wessen Kiez das hier ist. Verstanden, Gnom? Wehe, du machst mir Schande. Sonst setzt’s was!“